Solarparks und Windkräfträder in Petersberg - Was ist geplant?
Auf den Flächen der Gemeinde Petersberg sollen 150 Hektar Solarparks und 15 Windräder durch einen privaten Investor gebaut werden (MZ vom 16./17. März). In die Planung waren die Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde nicht einbezogen. Wertvolle Flächen (u.a. fruchtbare Ackerböden, geschützte Biotope, Flächen mit Naherholungswert, Fernwanderwege), die zum Teil direkt an Siedlungen angrenzen, sollen dafür verwendet werden. Wir unterstützen die Nutzung regenerativer Energien, aber auf geeigneten Flächen, die nicht unsere Lebensqualität im unmittelbaren Wohnumfeld beeinträchtigen. In den vom Investor durchgeführten Infoveranstaltungen wurde den Bürgerinnen und Bürgern günstige Fernwärme versprochen, man ließ sie jedoch im Unklaren darüber, wo die dafür benötigten Solarparks und Windräder gebaut werden sollen. Zudem würden zur Fernwärmeversorgung wesentlich kleinere Flächen für Solar- und Windparks ausreichen. Das primäre Interesse des Investors besteht darin, Strom an der Börse zu verkaufen. Des Weiteren sind laut EEG Flächen entlang von Autobahnen und Bahnlinien als Vorranggebiete für Photovoltaik und Windkraft auszuweisen, nicht aber Flächen in Siedlungsnähe.
Wir setzen uns dafür ein, dass die Gemeinde Petersberg zur Energiewende beiträgt, ohne dabei die Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger zu beeinträchtigen. Wir wollen, dass die Bürgerinnen und Bürger bei allen Entscheidungsschritten mit einbezogen werden.
Energiewende mit Verstand,Kein Solar auf Ackerland!
Klicken Sie auf das Symbol ⛶ rechts oben um die Karte im Vollbild anzusehen oder klicken Sie hier für Google Maps. Quelle: GP Joule
Warum und wer steckt dahinter?
Solarparkbetreiber suchen große Flächen für ihr Geschäftsmodell, staatlich geförderte Solarparks aufzubauen und zu betreiben, und den erzeugten Strom an der Strombörse zu verkaufen. Die Gemeinde Petersberg steht mit der Firma "GP JOULE" in Kontakt, welche als scheinbar regional verwurzelte Firma "Renergiewerke Fuhne" aus der Gemeinde Südliches Anhalt mit Sitz in Radegast auftritt. Renergiewerke Fuhne ist keine regionale Firma, auch wenn sie offensichtlich in den Medien und mit ihren Webseiten (z.B. suedliches-anhalt-fernwaerme.de, zoerbig-fernwaerme.de, petersberg-fernwaerme.de) und mit ihrem Firmennamen den Anschein erwecken möchte. Sie ist eine Gesellschaft der GP JOULE Gruppe aus Nordfriesland, ein großer Solar- und Windparkbetreiber. Laut Bundesanzeiger und Unternehmensregister ein Firmengeflecht aus weit über 100 Holdings, GmbH und GmbH & Co KG, alle mit Sitz in Reußenköge in Nordfriesland. Für die "Renergiewerke Fuhne" aus Radegast wurden gleich 5 Firmen gegründet.
Warum wissen wir von nichts? Warum gab es bisher keine Proteste?
Der Köder: klimaneutrale Nahwärme. Das bisher kommunizierte Versprechen "Nahwärme" ist ein Angebot für günstige Heizwärme inklusive einem kostenlosen lokalen Wärmenetz und kostenloser Heizungsanlage sowie Wartung für 10 Jahre. Wer kann dazu schon nein sagen?
Die Nachteile werden weiter unten erläutert, doch zunächst sollte jeder selbst rechnen, ob das Heizen mit Nahwärme wirklich günstiger ist als die aktuelle Heizung:
GP JOULE verspricht bezahlbare, regenerative Nahwärme für 12,23 Cent/kWh für 10 Jahre. Das mag im ersten Halbjahr 2022 noch günstig gewesen sein, aber wie sieht es aktuell aus?
Der Gaspreis liegt im Frühjahr 2024 laut Check24, Verivox und dem öffentlich-rechtlichen NDR bei 6-7 Cent/kWh, Tendenz seit Sommer 2022 fallend! Auch die kommende CO2 Abgabe + Wartungskosten ändert nicht viel.
Fernwärme kostet in Deutschland mit 17-20cent/kWh das Dreifache!
Quelle: www.ndr.de/info/Gaspreis-aktuell-wie-viel-kostet-Kilowattstunde
20.000 kWH Gasverbrauch entspricht ca. 18.000 kWh Wärme
Wer schon einen GP JOULE Nahwärme Vertrag abgeschlossen hat, bezahlt heute schon das Doppelte als mit Gas (reiner Verbrauch ohne CO2 Abgabe und Wartungskosten). Vorausgesetzt man vergleicht die Anbieter und wechselt (z.B. vom teurem MITGAS) – und das kann man bei einem Nahwärme Vertrag nicht!
Man ist auch nach den 10 Jahren von diesem einen gewinnorientierten Anbieter abhängig. Wer bereits eine bestehende Heizung hat, sollte genau nachrechnen, ob er mit Nahwärme wirklich spart – zumindest wäre es klug, die Bundestagswahl nächstes Jahr abwarten.
Laut MZ vom 16. März ist für die nächsten 20 Jahre mit einem mittleren Gaspreis von 10cent/kWh zu rechnen, GP Joule kann nur wärend der 10 Jahren Förderdauer einen Preis von 11cent/kWh garantieren.
Ein Gasnetz ist vorhanden und wird fit für grünen Wasserstoff gemacht, ein Nahwärmenetz wird nur in Aussicht gestellt – inklusive des Verlegens von Warmwasserrohren in allen Straßen! Und Stromtarife darf GP JOULE aus regulatorischen Gründen nicht anbieten.
Die Mindestbeteiligung am Nahwärmenetz wird oft nicht erreicht, und somit wird es auch nicht gebaut. Der Solarpark und die Windkrafträder schon, den diese bringen den eigentlichen Profit.
Wer profitiert davon?
Welcher Eigentümer kann einer Pacht von bis zu 4000€/ha widerstehen? Für die 40 ha um Gutenberg sind das bis zu 160 000€ pro Jahr! Kein Bauer kann das bezahlen, das können nur die mit unseren Steuern subventionierten Solarparkbetreiber. Natürlich ist auch die (minimale) Gewinnbeteiligung der Gemeinde Petersberg lukrativ. Aber dafür unser Land und unsere Umwelt hergeben? Vielleicht ist es doch wichtiger, wie wir unsere Umwelt unseren Kindern und Enkelkindern hinterlassen, anstatt nur an den Geldbeutel zu denken?
★★★ Gegenargumente ★★★
Natur
Der Rotmilan (Milvus milvus) ist nach dem seltenen Seeadler der größte Greifvogel Deutschlands. Mit kurzfristig stark zurückgehenden Beständen ist er bei der Roten Liste auf der Vorwarnliste zu finden. Über 50% der Weltpopulation leben in Deutschland, mit Sachsen-Anhalt als Verbreitungsschwerpunkt, wo das Gebiet der Gemeinde Petersberg ein sog. "Dichtezentrum" darstellt. Der Gemeinde kommt daher eine besondere Verantwortung für diesen majestätischen Raubvogel zu. Keine Vogelart wird häufiger an Windenergieanlagen getötet als der Rotmilan. In einer wissenschaftlichen Studie wurde belegt, dass sich die Dichte von Windrädern negativ auf die Bestände des Rotmilans auswirkt. Um Gutenberg sieht man den Rotmilan segelnd seine Runden ziehen. Wühlmäuse und Maulwürfe, die auf den Flächen des geplanten Solarparks zu finden sind, gehören zu seiner bevorzugten Beute.
Bei einem Spaziergang in der spätsommerlichen Abenddämmerung kann man auf dem Lutherweg zwischen Gutenberg und Teicha jedes Jahr junge Waldkäuze (Strix aluco) beobachten, die gemeinsam mit ihren Eltern lautlos über die Köpfe der erstaunten Betrachter fliegen. Die Feldlerche (Alauda arvensis), auf der Roten Liste als "gefährdet" eingestuft, hört man dort tagsüber besonders im Frühling lautstark singen.
In einer ebenfalls auf dem Gebiet des geplanten Solarparks gelegenen, geschützten Senke zwischen zwei Hecken, ist die unter Naturschutz stehende Echte Schlüsselblume (Primula veris) zu beobachten, die seit langer Zeit als Heilpflanzen bekannt ist.
Vernichtung der besten Ackerböden Mitteleuropas
Zitat von Harald Meller, Chef des Landesamtes für Archäologie und Direktor des Landesmuseums:
"Grundlage [für die vielen gefunden urgeschichtliche Zeugnisse wie die Himmelscheibe] ist, dass wir das Silicon Valley der Vorgeschichte sind. Jeder wollte hierher, weil hier die besten Böden Mitteleuropas sind – tiefgründige Schwarzerden, auf denen man perfekt Ackerbau betreiben kann."
Siehe auch den Bericht im Spiegel 20/2018: Blühende Landschaften verschwinden unter Beton. Wie soll das Land aussehen, in dem wir leben? Und wer darf das bestimmen? und die geringe weltweite Verteilung der Schwarzerde.
Diese Schwarzerde gibt es nur hier (da Ausläufer der Magdeburger Börde) und in der Ukraine, der Kornkammer Europas. Die Acker des Solarparks besitzen die beste Bonität mit einer Ackerzahl von 80.
Für jeden Hektar Ackerboden, der hier für den Solarpark geopfert wird, müssen 10 Hektar Regenwald gerodet werden, nur um dort für wenige Jahre einen Bruchteil der Ernte zu erzielen!
Geht der Entzug landwirtschaftlicher Flächen im gleichen Umfang weiter, haben wir in der zweiten Hälfte diese Jahrtausends keine landwirtschaftlichen Nutzflächen mehr. [Quelle S.6, Prof. Körschens u. Prof. Altermann, Halle]
Nicht umsonst ist die Fläche im Landesentwicklungsplan von 2010 als Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft gekennzeichnet, ebenso im Entwurf des neuen LEP (Stand 20.12.2023).
Land ist kein nachwachsender Rohstoff!
Ackerboden - Landgrabbing
Erinnert sich keiner an den Aldi Erben Skandal vor 5 Jahren? Nachdem ortsfremde Großinvestoren, wie die Aldi-Erben, im großen Stil Ackerfläcken in Sachsen-Anhalt aufgekauft haben, und die Bauern in folge dessen über explodierende Bodenpreise und einen Ausverkauf des Ostens klagten, musste die Landesregierung einschreiten.
Der Verkauf wurde eingeschränkt, so darf man selbst als Gutenberger nur max. 2 ha Acker erwerben. Und als eine Teilfläche des Ackers des geplanten Solarparks zum Verkauf stand, dürften diese nur Bauern und Jungbauern erwerben.
Aber selbst beim Ausverkauf ostdeutscher Äcker konnten die Flächen noch landwirtschaftlich genutzt werden. Das soll nun anders werden.
Die ortsfremde Großinvestoren heißen heute GP JOULE oder GreenTech, sie kaufen die Äcker nicht, sondern nutzen sie als billigen Untergrund für die Solarpanels und können Dank hoher staatlicher Subventionen (also unsere Steuergelder) eine 5-8fach höhere Pacht bezahlen, die sich kein Bauer und keine Genossenschaft mehr leisten kann.
Selbst der Aldi-Erben Skandal in Sachsen-Anhalt vernichtete keine Äcker!
Klimaschutz & CO2
Erneuerbare Energien sind wichtig, um den CO2 Ausstoß durch das Verbrennen von fossiler Brennstoffe zu verringern und somit unser Klima zu schützen. Ebenso wichtig sind Acker- und Grünflächen: durch Getreide werden jährlich rund
24 Tonnen Kohlendioxid je Hektar gebunden, durch Zuckerrüber 36 Tonnen - jedes Jahr.
40 Hektar binden jährlich 1440 Tonnen CO2. Zum Vergleich: Ein unsaniertes Haus mit Gasheizung erzeugt 4 Tonnen CO2 pro Jahr, mit Ölheizung 5-6 Tonnen. Jetzt bitte mal selber nachrechnen.
Und für die Gesamt-CO2-Bilanz darf man nicht vergessen: für jeden verlorenen Quadratmeter besten Ackerbodens hier ... muss das zehnfache an Fläche woanders neu geschaffen werden. Und das passiert nicht in der Wüste Afrikas sondern in den Regenwäldern Brasiliens & Indonesiens.
Das Umweltbundesamtes sagt eindeutig:
Freifläche ist nur begrenzt verfügbar. PV-Freiflächeanlagen sollten vorrangig außerhalb von ökologisch hochwertigen oder geschützten Flächen und stattdessen auf versiegelten (z. B. Parkplätze) oder
vorbelasteten Flächen (z. B. Altlastenstandorte, Deponien, Halden, stillgelegte Tagebau- oder Konversionsflächen, Seitenflächen von Autobahnen) ohne besondere ökologische Funktion errichtet werden.
Zur Sicherung der Nahrungsmittelproduktion sollten auch Ackerflächen mit hoher Bodengüte in der Regel nicht mit PV-FFA überständert und die Installation von Agri-PV vorangetrieben werden.
Und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) stellt klar:
„Der Humus in landwirtschaftlich genutzten Böden speichert
mehr als doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Bäume in den Wäldern Deutschlands zusammen.“ Ackerböden speichern rund 95 Tonnen organischen Kohlenstoff pro Hektar. Pflügen bringt das in Pflanzenresten gespeichert CO2 in tiefere Bodenschichten, und verhindert ein Verdichten des Bodens.
Acker- und Grünflächen müssen erhalten bleiben! Solarflächen gehören auf bereits versiegelten oder vorbelasteten Flächen.
Boden des Jahres 2023
Am 05.12.2022, dem Internationalen Tag des Bodens, wurde im Rahmen einer Festveranstaltung im Bundesministerium für Bildung und Forschung in Berlin der "Boden des Jahres 2023" präsentiert. Gekürt wurde der Ackerboden. Begründung:
Mit dem Ackerboden stand diesmal die landwirtschaftliche Nutzung der Böden im Fokus. Neben der Produktion von Nahrungsmitteln erfüllen Ackerböden eine Reihe weiterer wichtiger Funktionen: Sie dienen als Filter und Speicher für sauberes Wasser, recyceln Nährstoffe, sind Lebensraum für eine Vielzahl von Bodenorganismen, speichern Kohlenstoff und leisten dadurch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.
Doch nicht immer wird die Bedeutung von Ackerböden für den Menschen ausreichend erkannt. Die aktuell weltweite Verknappung von Weizen macht beispielsweise deutlich, wie wichtig die Sicherstellung der Produktion von Nahrungsmitteln ist.
Nahrungsmittelproduktion
Wir werden immer genügend zu Essen im Kaufland und NP kaufen können. Wenn nicht lokal erzeugte Lebensmittel, dann importieren wir mehr.
Dennoch ist die lokale und auch nationale Nahrungsmittelproduktion wichtig, nicht nur wegen Klimaschutz und pandemie- oder kriegsbedingten Lieferkettenprobleme. Der vierte Bodenschutzbericht der Bundesregierung stellt klar:
„Um demnächst neun Milliarden Menschen auf der Erde zu ernähren, sind fruchtbare Böden mit hoher Qualität unverzichtbar. Gleichwohl werden Tag für Tag fruchtbare Böden zerstört.
Einer der Gründe: viele Verantwortliche erkennen nicht ausreichend, wie bedeutend der Schutz des Bodens für die Menschen ist.“
Autobahnen und Bahnstrecken
Die Gemeinde Petersberg wird von der A14 durchquert. Wieso macht man sich diesen Nachteil nicht zum Vorteil?
Die Bundesregierung hat im Januar 2023 das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erneuert, um den Ausbau erneuerbarer Energien stärker zu fördern. Eine der wichtigsten Änderungen betrifft die Nutzung der Flächen neben Autobahnen und Bahnstrecken - diese wurden für als privilegierte Flächen für den Bau von Photovoltaikanlagen erklärt!
Das bedeutet kein aufwändiges Bebauungsplanverfahren, einfachere Genehmigungsverfahren und zusätzliche Einnahmen. Beste Süd-Ausrichtung inklusive.
Heizungsgesetz
Was ist, wenn meine Heizung in den nächsten Jahren kaputt geht? Wäre es nicht besser, wenn wir ein Fernwärmenetz hätten?
Nein, denn zum einen wäre das Fernwärmenetz frühesten 2030 verfügbar (und wie wir beim Glasfasernetz gesehen haben, sind solche Terminversprechen mit Skepsis zu betrachten). Zum anderen werden die meisten Ortschaften nicht angeschlossen, da die 50% Beteiligung nicht erreicht wird.
Vielleicht der wichtigste Punkt: Das Gebäudeenergiegesetz (GEG oder auch Heizungsgesetz) wurde so entschärft,
dass nur in Neubauten mit Bauantrag ab 1.1.2024 Heizung mit mindestens 65% erneuerbare Energie eingebaut werden müssen (also z.B. Fernwärme). In allen(!) anderen Gebäuden in der Gemeinde Petersberg können bis zum 30.06.2028 neue Gas- und Ölheizungen eingebaut werden.
Zusätzlich kommt noch eine Übergangsfrist von fünf Jahren dazu. Bestehende Heizungen sind von den Regelungen nicht betroffen und können weiter genutzt werden. Auch wenn eine Reparatur ansteht, muss kein Heizungsaustausch erfolgen. [GEG - informiere Dich!]
Also ganz klar: Wenn schon eine Heizung da ist, besteht keine Notwendigkeit die Heizung jemals zu tauschen. Auch hier ist die Reparatur der beste Umweltschutz. Und willst Du doch tauschen: eine neue Öl- oder Gas-Brennwertheizung kann man die nächsten 9 Jahre einbauen (2028+5 Jahre Übergangsfrist). Also kein Grund zur Eile!
Aber sich in die Abhängigkeit eines Fernwärmeanbieters zu begeben, ist riskant und in Deinem Ort vielleicht auch gar nicht möglich.
Überhastete und unüberlegte Entscheidungen
Eine Entscheidung über die Wärmeversorgung unserer Häuser und Wohnungen trifft man ein- oder zweimal im Leben. Diese sollte wohl bedacht sein.
Deutschlands wohl bekanntester Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif sagte im Januar an der Universität Halle-Wittenberg: Bis 2080 müssen wir komplett von Öl, Gas und Kohle wegkommen.
Laut Klimaschutzgesetz soll Deutschland bis 2045 klimaneutral werden. Mit der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2023) soll der Ausbau erneuerbarer Energien deutlich vorangetrieben werden.
Es ist davon auszugehen, dass sich die politischen Rahmenbedingungen nach der Bundestagswahl 2025 ändern werden. Es wäre nicht klug so langfristige Entscheidung vorher zu treffen.
Die Erstellung des kommunalen Wärmeplans soll bis zum 30.6.2028 erfolgen, weshalb viele Städte und Gemeinden sich jetzt informieren und nichts überstürzt entscheiden.
Unter diesen Umständen erscheint es unverständlich, wieso unser Bürgermeister eine so wichtige Entscheidung innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen durchgeboxen wollte und immer noch will.
War es richtig, gleich nach der Wende beim ersten Versicherungsvertreter aus dem Westen gleich alle Verträge abzuschließen, an die man dann ein halbes Lebens lang gebunden ist?
Naherholung, Lutherweg, Tourismus
Jeder, der dort spazieren, wandern, reiten oder mit dem Hund spazieren geht, weiß, dass es sich hier um eine der landschaftlich schönsten Gebiete im nördlichen Saalekreis handelt. Nicht umsonst geht der Lutherweg und der
Europäische Fernwanderweg E11 direkt dort entlang. Der Blick geht nicht nur zum Petersberg, sondern bis weit ins Mansfelder Land. Zu fast jeder Jahreszeit sieht man Rehe auf den Feldern. Das alles soll mit einer schwarzen Glasfläche überzogen werden?
Es gibt so viele Flächen die landschaftlich völlig uninteressant sind und weit weg von jeder Bebauung sind.
Zudem wird die einzigartige Aussicht auf den Petersberg und der umliegenden Hügellandschaft leiden sowie die wertvolle Natur unwiederbringlich zerstört werden.
Was heute einer der schönsten Wanderweg mit der schönsten Weitsicht um den Petersberg herum ist, wird zur zubetonierten, von Stacheldraht umzäunten Zufahrtstraße des Solarparks - große und laute industrielle Wärmepumpen inklusive.
Welchen Stellenwert hat der Tourismus und Naherholung in der Gemeinde Petersberg?
Bergbaugebiet - unüberlegt und gefährlich
Der Norden von Halle ist Altbergbaugebiet / Senkungsgebiet. Dies hat bereits die DEGES - Die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH bei der Planung und Ausführung der A14 berücksichtigt und musste deshalb die urspürgliche Planung aus den dreißiger Jahren über Sennewitz/Morl aufgeben.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts enstanden im Norden von Halle, von der Frohen Zukunft über Mötzlich bis in die Trothaer und Seebener Flur verschiedene Gruben, die die 30m tief liegenden Braunkohlenschichten abbauten. Wo genau die Stollen verliefen, ist heute nicht immer nachvollziehbar.
Großflächige und lokale Absenkungen sind die Folge. Der Ortsname "Grube Ferdinande" zeugt heute noch davon, ebenso die Sperrung am Dessauer Platz oder der Traktor, der zwischen Sennewitz und Teicha in eine 3m Grube gefallen war.
Zum Thema empfehlen wir deshalb dringend allen beteiligten Planern folgende Broschüre:
Günter Krummbiegel und Max Schwab: Saalestadt Halle und Umgebung – ein geologischer Führer Teil 1 und 2 – 1974
Teil 2 S. 27 ff. – Die Braunkohlengrube „Karl Ernst"und der Braunkohlenbergbau im Norden von Halle
Weiteres Material und Karten zum Altbergbau besitzt das Landesamt für Geologie und Bergwesen, welches sich sicherlich nicht ohne Grund in der Köthener Straße nahe Sennewitz befand.
Kaltluftschneise
Die immer heißer und trockner werdenden Sommer zeigen uns, wie wichtig Kaltluftschneisen – also grünen und unbebauten Flächen – für das lokale Klima sind. Nicht nur für Millionenmetropolen, sondern für jede Stadt und für jedes Dorf.
Der Deutschlandfunk berichtete unter dem Titel Sachsen-Anhalt - Wo der Klimawandel schon zu spüren ist, dass Kaltluftschneisen künftig eine immer größere Bedeutung bekommen.
Eine 80 Fußballfelder große, schwarze Glasfläche würde aus der Kaltluftschneise für Gutenberg eine Wärmeinsel (deutliche Überwärmung gegenüber dem Umland bei geringerer relativer Luftfeuchte) machen, denn Solarpanels werden im Sommer über 70°C warm. Zusätzlich verursachen die Solarpanels eine Windabschwächung und unzureichende Durchlüftung und damit auch eine erhöhte Luftverunreinigung.
Man kann mit einer Erwärmung der Luft um bis zu 4 Grad im Sommer bei West- oder Nordwind rechnen. West- oder Nordwinde sind in unserer Gegend vorherrschend. Anstatt einer kühlen Brise im Sommer gibt es dann nur noch einen Saharawind.
(vgl. Studie zur Auswirkung von großen Solarparks auf die lokale Temperatur [engl.]).
Richtig macht es die Stadt Halle: Der Flächennutzungsplan der Stadt Halle legt auf Seite 120-122 Kaltluftschneisen, Frisch- und Kaltluftentstehungsgebiete fest. Um Wärmeinsel zu vermeiden, empfiehlt der Umweltatlas der Stadt Halle klimatisch positiv wirksame Maßnahmen wie Begrünung, Entsiegelung oder die Freihaltung von klimarelevanten Vorranggebieten.
Lautstärke
Die Lautstärke/Geräuschkulisse einer Trafostation eines Solarfeldes kann man sich in Opin neben dem Flugplatz anhören.
Interessant ist auch, wo die gigantischen industriellen Luftwārmepumpen in den Ortsteilen, so auch in Gutenberg, gebaut werden sollen.
Und jeder der weiß, wie laut sich Regen bei einem kleinem, schrägen Dachfenster anhören kann, kann sich den Lärm tausenden Solarpanels vorstellen - ausgerichtet nach Gutenberg. Siehe auch Zu laut bei Regen: Solarpark muss 100 Meter verrückt werden
Wertverlust der Immobilien? Natürlich nicht, sagt GP Joule.
Wertverlust der Immobilien
GP Joule sagt, es kommt zur Wertsteigerung der Immobilien und Grundstücke, wenn man einen riesigen Solarpark oder Windkrafträder vor der Haustür oder am Gartenzaun hat. Wir kennen nur Leute, die von einem Haus im Grünen träumen.
Aber vielleicht sehen das andere Leute anders. Vielleicht wünschen sich Leute aus der Stadt ein Windkraftrad oder einen Solarpark in ihrem Stadtpark oder auf der Peißnitzinsel ;-)
Verspargelt und verspiegelt- wer will in solch einer industrialisierten Landschaft leben?
Erneuerbare Energien - ja, aber richtig!
Erneuerbare Energien sind wichtig! Siehe obigen Artikel Klimaschutz & CO2
Acker- und Grünflächen müssen erhalten bleiben! Solarflächen gehören auf bereits versiegelten oder vorbelasteten Flächen.
Das sieht auch die Bundesregierung so:
Für PV-Freiflächenanlagen schreibt das Erneuerbaren Energie Gesetz (EEG) vor, für welche Standorte ein EEG-Vergütungsanspruch besteht: dies sind u.a. Konversionsflächen, wie ehemalige Mülldeponien oder militärische Liegenschaften, sowie 500 Meter breite Streifen entlang von Autobahnen und Schienenwegen.
Zusätzlich gibt es noch eine "Länderöffnungsklausel" bzw das Solarpaket 1, welches Flächen erlaubt, die aufgrund ihrer schlechten Boden- oder Klimaverhältnis kaum landwirtschaftlich nutzbar sind (sogenannte "Ackerflächen mit geringer Bodenqualität" und "benachteiligten landwirtschaftlichen Gebieten", Ackerzahl<25, §37 EEG 2023).
Die Gemeinderäte können das als "Gewerbeansiedlung" dennoch genehmigen (obwohl keine Arbeitsplätze und keine Gewerbesteuer), da GPJoule mit Direktlieferverträge (PPA) an Großabnehmer mehr verdienen möchte, als sie EEG-Förderung bekommen würden.
Dieses "Gewerbeansiedlung" ist von der Größe mit dem Starpark II zu vergleichen, welches aufgrund der Protesten der Anwohner abgelehnt wurde, obwohl 300 Arbeitsplätze und Gewerbesteuer in Aussicht gestellt wurden.
Mit dem EEG (Erneuerbaren Energie Gesetz) will ja die Bundes- und Landesregierung den Ausbau der Enereuerbaren Energien fördern und sinnvoll steuern. Aber da zur Zeit soviel Geld mit Solarparks und Windkrafträder verdient werden kann, beachten GPJoule und die Gemeinderäte das EEG gar nicht.
Die PPA erzeugten Energie musste deshalb auch von den Ausbauzielen abgezogen werden.
Wichtig: Weder das EEG noch andere "Anweisungen von oben" verlangen eine Ausweisung oder Nutzen von höherwertigen Ackerflächen für Solar!
Das Gegenteil ist richtig:
Es gibt keine EEG-Förderung dafür und sogar der Ausbau auf Ackerflächen mit geringer Bodenqualität wird begrenzt (max. soviel Fläche wie auf Dächern, max 80 GW bis 2030)
Keiner kann behaupten, er müsse Flächen für Solar aufgrund des EEGs oder sonstigen "Anweisungen von oben" ausweisen!
Nur für den Bau neuer Windenergieanlagen müssen bis 2032 zwei Prozent der Bundesfläche zur Verfügung gestellt werden - und bei Windrädern liegt Sachsen-Anhalt schon jetzt weit über dem Bundesdurchschnitt
[1]
[2].
Heimat erhalten
Zitat eines Anwohners: "Meine Kinder sind zum Studium und Ausbildung weg gegangen. Meine Hoffnung, dass sie zurückkommen, da sie ihre ländliche Heimat vermissen, schwindet. Da wo sie auf der Wiese Drachen steigen lassen haben, Langlaufski über den Berg bei richtig viel Schnee gelaufen sind, oder so viele Piratenschätze gesucht haben, oder einfach nur mit dem Nachbarshund Gassie gegangen sind. Das alles soll eingezäunt werden?
Nach Solarparks und Windkrafträdern hat keiner Heimweh!
Bürgerentscheid
Es soll ein Bürgerentscheid kommen. Wichtig ist, dass nicht Steuergelder verschwendet werden, nur um die Ziele von Ronny Krimm zu legitimieren. Ja, wir wollen alle gerne preiswert mit erneuerbare Energien heizen - aber nicht, wenn damit unsere grüne Umwelt verschwindet.
Die Klausel im geheimen Vertrag, dass die überdimensionierten Solarparks und Windkrafträder auch gebaut werden, wenn kein Fernwärmenetz gebaut wird, muss entfernt werden! Die Gemeinde darf sich von den Rechtsanwälten mit ihren hoch optimierten, und erprobten Vertragsklauseln
nicht über den Tisch ziehen lassen (siehe Spiegel Artikel: Blühende Landschaften verschwinden ... wer darf das bestimmen?).
Wie bei der Deutschen Glasfaser sollten die Fernwärme-Interessenten verbindlich einen Vorvertrag abschließen - nur so kann man den wirklichen Bedarf ermitteln und nicht durch eine Frage wie
"Haben sie Interesse, dass ihnen die Gemeinde ein Angebot über eine kostenlose Fernwärmeheizung mit kostenloser Wartung anbietet?".
Bei der "Deutschen Glasfaser" wurde nur ganz knapp die 50% Mindestbeteiligung erreicht. Bei der Fernwärme, die wenn überhaupt erst nach 2030 kommen wird und ohne Möglichkeit den Anbieter zu wechseln, und ohne Notwendigkeit (siehe Heizungsgesetz und die fallenden Gas- und Ölpreise) werden 50% nicht erreicht.
Falsche Vorgehen der Politiker
Über die Pläne von GP Joule, einen riesigen Solarparks direkt an Gutenberg zu bauen, wurde die Bevölkerung bewusst im Dunkeln gelassen. GP Joule antwortetet auf die Frage "Woher der Strom für die industriellen Wärmepumpen denn kommen solle?"
in ihren 3 Werbeveranstaltungen nur oberflächlich mit "nahe der Naundorfer Scholle". Wären nicht ein paar Tage vor der Bau- und Vergabeausschusssitzung in Wallwitz (welcher natürlich nicht im Amtsblatt veröffentlich wurde) Informationen durchgesickert und
die Anwohner durch Flugblätter und Gespräche informiert wurden, wäre am 20.3.2024 schon ein Vertrag mit GP Joule unterzeichnet wurden - ohne dass die Bürger irgendeine Ahnung hatten.
Und steht in der Verwaltung erst einmal etwas schwarz auf weiß, dann ist es viel schwieriger, das rückgängig zu machen, egal wie viele Bürger Einsicht in die fertigen Pläne nehmen dürfen und ihre Meinung "zu Kentnis" genommen werden und auf Gutachten eingebracht werden.
Bei einem so großes Solarpark und Windkrafträder Projekt, dass für immer das Anklitz unserer Gemeinde verändert, müssen die Ortschafträte und Bürger gut und richtig informiert werden, bevor abgestimmt und Verträge unterzeichnet werden.
In anderen Gemeinden können Ortschafträte und Bürger mitentscheiden - in Petersberg weiß der Bürgermeister was am Besten für Land und Leute ist.
Land und Leute vor finanzelle Interessen
Land und Leute sollten für Ronny Krimm und dem Gemeinderat Vorrang vor finanzelle Interessen haben.
Land - das sind unsere Wiesen und Felder - unsere (immer noch) grüne Umwelt.
Leute - das sind nicht nur die wenigen Grundstückseigentümer, die sich jetzt eine goldene Nase verdienen, sondern auch die Anwohner, die jetzt nachts nicht mehr schlafen können, weil ihr Traum vom Haus im Grünen zerplatzt und die Leute, die zur Naherholung zwischen den Zäunen des Solarparks spazieren gehen sollen. Und die Bauern, die die Felder bestellen wollen. Und natürlich alle Petersberger, die unsere grüne Umwelt erhalten wollen.
Finanzelle Interessen haben der ortsfremde Großkonzern (84 Mil. € Umsatz, aber mit über einer Million € Jahresfehlbetrag im Jahr 2022), die Grundstückseigentümer und verständlicherweise Amtsleiter Finanzen Niklas Martin (da minimale Beteiligung der Gemeinde Petersberg an jeder eingespeisten kWh).
Auch wenn die Ortschaftsräte und Bürger nicht mitentscheiden dürfen wie unser Land in Zukunft aussehen soll und wer davon profitieren soll, eine Wahl haben wir: die Kommunalwahl am 9.Juni.
Falsche Vorgehen GP JOULE
Wenn selbst am Tisch der Gemeinderäre von Drückerkolonnen gesprochen wird, sollte man doch langsam skeptisch die Werbeversprechen von GP JOULE betrachten.
GP JOULE beherrscht das Marketing perfekt, dass weiß jeder der Werbeveranstaltungen und die professionellen Webseiten besucht hat und die regelmässige ganzseitige Werbung im Amtsblatt liest.
Wir wissen alle: Nutella wirbt mit Sportlern, dicke SUVs werben mit niedrigen Spritverbrauch, kleine Autos mit großen Innenraum. GP Joule wirbt mit:
- lokaler Wärmegewinnung (obwohl die Wärmegewinnung im eigenen Keller viel effektiver ist)
- preiswerter Wärmegewinnung (obwohl Gas schon wieder billiger ist, und die Preise nur für 10 Jahre subventioniert werden)
- nachhaltig (obwohl riesige Felder und Wiesen verschwinden sollen)
- Offenheit und Bürgernähe (obwohl alle Pläne zum Solarpark bis zuletzt geheim gehalten wurden)
- Beteiligung der Gemeinden, gut für Kindergarten (obwohl alles auf maximale staatliche Subventionen basiert - unseren Steuergeldern)
- große Zustimmung in der Bevölkerung (obwohl alle uns bekannten Teilnehmer der Werbeveranstaltungen jetzt die Sache ganz anders sehen)
- Unterstützung des lokalen Gewerbes (stromintensives Gewerbe? Das gibt es eher in Merseburg, dort hat man sich dagegen entschieden)
- unabhängigen Energieversorgung (eher totale Abhängigkeit: Strom-, Öl- und Gasanbieter kann man wechseln, Fernwärme nicht!)
- langfristig bezahlbar (nach Auslauf der Subventionen nach 10 Jahren wird richtig teuer)
Wir sind das Volk die Bürger
Siehe dazu die Zusammenfassung der Gemeinderatssitzungen am 18.3. und 20.3. auf der Seite Termine.
Alternativen!
Bitte informiere Dich über die Alternativen!
Weitere Argumente
Hilf mit! Wir suchen noch Informationen zu: politische Entscheidungen + Vertragsabschluss am 20.3. geplant? + Nahwärme-Täuschung, ohne Bürger zu informieren + Straßen- Fußweg aufreißen und bis mind 2030 Großbaustelle +
Um es ganz klar zu sagen: Wir haben den größten Respekt vor allen, die sich im Gemeinderat und in den Ortschaftsräten engagieren!
Demokratie lebt von der aktiven Beteiligung ihrer Bürger!
Wir möchten nur dazu beitragen, dass Bürger über alle Aspekte der Entscheidung informiert werden und auch die Interessen der Natur vertreten, die leider immer noch zweitrangig ist.
Wir befürworten erneuerbare Energien, aber nicht wenn das zerstört wird, was wir doch eigentlich damit schützen wollen: die Natur!