Was ist Fernwärme?

Als Fernwärme im vorliegenden Fall wird die Lieferung von Wärme an Wohngebäude zu deren Heizung und zur Bereitung von Warmwasser bezeichnet. Der Transport erfolgt meist in Form von Warmwasser durch ein erdverlegtes Rohrsystem. Erfolgt die Wärmeversorgung über kurze Strecken und werden nur kleinere Wohnsiedlungen versorgt, kann man auch von Nahwärme sprechen, wobei der Übergang nicht klar definiert ist.

Wichtig: Fernwärme ist sinnvoll und bezahlbar wenn:
  - sie aus Abwärme aus Industrieprozessen oder Kraftwerken erzeugt wird
  - in dichtbebauten Städten verteilt wird
  - von im Kommunalbesitz befindlichen Stadtwerken vertrieben wird

Nichts davon trifft zu, wenn ein privates Unternehmen mit Strom die Wärme erzeugen will und großflächig verteilte Dörfer versorgen muss.   Siehe dazu auch dieses MDR Video


Was ist geplant?

Der private Investor GP Joule bietet den Gemeinden Südliches Anhalt, Petersberg und Zörbig den Bau von Nahwärmenetzen an. Es wird ein auf den ersten Blick günstiger Netto-Fixpreis (brutto z.Zt. 12,23 ct/kWh) auf 10 Jahre versprochen. Da so ein System zu so einem Preis langfristig nicht wirtschaftlich zu betreiben ist, wird GP Joule die jeweiligen Nahwärmenetze der Ortschaften nur dann bauen, wenn a) in der Ortschaft eine Mindestquote an Vorverträgen durch die zukünftigen Kunden unterzeichnet wurde (im Gespräch sind momentan 50%; vgl. Glasfaser), und b) die Gemeinde, in der die Ortschaft liegt, vorher dem Bau von großen Solar- und Windparks zugestimmt hat. Stimmen danach in den einzelnen Ortsteilen genügend Hausbesitzer zu, dann wird etwas außerhalb der Ortschaft eine große Luft-Wasser-Wärmepumpe gebaut, von der aus dann die Haushalte über ein zu verlegendes Rohrsystem mit Wärme versorgt werden.

Auf den ersten Blick mag das Vorhaben attraktiv erscheinen. Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail. Wir haben viel recherchiert und nachgerechnet, und dabei sind uns erhebliche Zweifel am Vorhaben gekommen, die uns zur folgenden Geschichte inspiriert haben:


Eine Tragödie in zwölf Akten: Die Wärmeversorgung von Glücksberg

Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit aktuellen Ereignissen sind rein zufällig.
  1. Die Bürger der Gemeinde Glücksberg sind zufrieden. Glücksberg ist eine lebenswerte Gemeinde, mit wunderbarer Natur, ertragreichen Ackerböden und schönen Wanderwegen. Wenn doch die teuren Gaspreise nicht wären! Außerdem möchten die Einwohner von Glücksberg gerne etwas für das Klima tun und die Energiewende unterstützen. Erfreulicherweise meldet sich eine Firma "GP Jaul" und bietet eine günstige Fernwärme-Lösung mit langfristiger Preisgarantie an. Nachhaltige Energie zum Discounter-Preis, Zusammengehörigkeitsgefühl in den Ortschaften inklusive. Scheint ein attraktives Angebot zu sein.
  2. Zum Betrieb der großen Wärmepumpen in den Fernwärme-Anlagen wird eine Menge Strom benötigt. Der soll lokal und emissionsfrei mit Solar- und Windkraftparks gewonnen werden. Die Anlagen sind zwar so dimensioniert, dass sie ein Vielfaches dessen erzeugen, was die Gemeinde Glücksberg insgesamt, inklusive der geplanten Wärmepumpen, verbrauchen wird. Aber der Bürgermeister von Glücksberg und seine Amtskollegen sind nicht vom Fach, diese Ungereimtheit fällt ihnen nicht auf.
  3. Der Gemeindeverwaltung von Glücksberg kommt es gelegen, dass ihnen das von der Landesregierung geforderte nachhaltige Energiekonzept quasi in die Hände gelegt wird. Der Bürgermeister unterschreibt die städtebaulichen Verträge mit dem Firmengeflecht um GP Jaul. Jetzt können Windräder und Solarparks nicht mehr verhindert werden, warum auch?
  4. Die Bewohner einiger Ortschaften der Gemeinde Glücksberg schließen Fernwärme-Vorverträge mit der Firma "Renergiewerke Götsche GmbH" ab. Diese GmbH gehört zwar auch zum Firmengeflecht um GP Jaul, hat jedoch einen wohlklingenden lokalen Bezug. Die Glücksberger Ortsteile Almwitz, Weihera und Mauerwitz liegen malerisch am Flusslauf der Götsche. Im Ortsteil Almwitz haben schon viele Hausbesitzer Wärmepumpen und Solarlagen in bzw. auf den Häusern. Andere wiederum haben Gerüchte über insolvente Fernwärmelieferanten gehört und daher schließen weniger als 50% der Haushalte einen Vorvertrag ab. Entsprechend wird in Almwitz kein Fernwärmenetz gebaut. Manche Einwohner von Almwitz sind nicht zufrieden: "Aber wir wollten doch günstige und nachhaltige Wärme! Dann wollen wir auch die Solarparks und Windräder nicht mehr!" Zu spät - aus den städtebaulichen Verträgen kommt die Gemeinde Glücksberg leider nicht mehr raus. Für GP Jaul ist es das Beste, was passieren konnte: Ertragreiche Solar- und Windkraftparks, ohne die unwirtschaftlichen Fernwärmenetze betreiben zu müssen.
  5. In anderen Ortsteilen von Glücksberg wird die 50%-Quote erreicht, und so werden mehrere Fernwärmenetze gebaut. Die Hausbesitzer bekommen die Wärme-Leitung kostenlos ins Haus gelegt und den Wärmetauscher gestellt.
  6. Die alte Heizung müssen die Hausbesitzer ausbauen und verschrotten, um eine Förderung zu erhalten.
  7. Die Fernwärme-Lieferung beginnt. In den Häusern der Ortsteile Weihera, Mauerwitz und Gartenberg (beliefert von der Firma "Renergiewerke Götsche GmbH") sowie des Ortsteils Westrau (beliefert von "Renergiewerke Riede GmbH") ist es schön warm, und die Einwohner haben ein gutes Gefühl, da diese Wärme nachhaltig erzeugt wurde.
  8. Ein paar Jahre später. Die Einwohner von Westrau haben leider kein Glück: wegen juristischer Streitigkeiten muss die "Renergiewerke Riede GmbH" Insolvenz anmelden. Da die Firma zahlungsunfähig ist, wird ihr der Strom abgestellt, obwohl dieser von der Firma GP Jaul geliefert wird, zu deren Firmengeflecht sie gehört. Die Produktion von Wärme stoppt, die Einwohner von Westrau frieren. Schnell stellen Sie günstige Konvektorheizungen auf, haben aber dadurch eine horrende Stromrechnung. Die Stadtverwaltungen der nahegelegenen Städte Köther und Zerbig teilen kostenlose Duschmarken für ihre Stadtbäder an die Einwohner von Westrau aus.
  9. Die zuständigen Akteure der Gemeinde Glücksberg ziehen zur Rettung die alten Verträge aus der Schublade. Darin steht, dass eine Nachfolgefirma, die als Fernwärme-Lieferant einspringt, zu gleichen Konditionen liefern muss. Hier stelle sich der aufmerksame Leser bitte selbst die Frage: Welche andere Firma würde zu den Konditionen die Versorgung übernehmen, die die Vorgänger in den Konkurs getrieben haben?
  10. Mehr Glück haben die Einwohner von Weihera, Mauerwitz und Gartenberg: Während der nächsten Jahre kann die "Renergiewerke Götsche GmbH" die Konditionen der Lieferung aufgrund von erheblichen staatlichen Subventionen halten.
  11. Genau zehn Jahre nach dem 7. Akt: Die Subventionen laufen aus, ebenso wie die Preisbindung. Um weiter wirtschaftlich zu sein, muss die "Renergiewerke Götsche GmbH" die Preise um ein Vielfaches steigern. Die Einwohner von Weihera, Mauerwitz und Gartenberg wären jetzt selbst über die horrenden Gaspreise zu Beginn des Ukraine-Krieges glücklich.
  12. "Stopp!", sagen die Bürger, "können wir nicht einfach die alte Gasheizung wieder reaktivieren?" Siehe 6. Akt...

Epilog: Die Einwohner der Gemeinde Glücksberg stehen schlecht da. Am glimpflichsten sind die Einwohner der Ortschaft Almwitz davongekommen, da sie sich mehrheitlich gegen die Fernwärme entschieden hatten. Sie sind nun "nur" von Solarparks und Windrädern umzingelt, an deren wirtschaftlichen Erfolgen sie kaum partizipieren.

Die Firma GP Jaul aber floriert. Sie macht weiterhin Kasse über die Solar- und Windpark-GmbHs.

Und die Moral von der Geschicht? - E N D E -


Inspiriert wurden wir zu dieser fiktiven Geschichte durch den Besuch einer Werbeveranstaltung der "Renergiewerke Fuhne GmbH" und durch folgende Artikel:
Wetzlar: Versorger insolvent! Komplettes Stadtviertel ohne Heizung und Wasser (RTL)
Monopol, teuer und viel Ärger! Fernwärme-Abzocke (Focus)
Kreis Regensburg: Energieversorger stellt ganzem Viertel die Fernwärme ab - seit fast drei Wochen (Focus, mit Video des BR)

ARD: Kostenschock bei Fernwärme-Kunden: Wenn fast 2.000 Euro Nachzahlung fällig werden
MDR: Fernwärme-Monopol: Preise haben sich teilweise vervierfacht
MDR: Fernwärme – wie sich Kunden gegen exorbitante Abrechnungen wehren




Fernwärme - Was sind die Vorteile? Wann ist Fernwärme sinnvoll?

Fernwärme ist besonders sinnvoll in dicht bebauten Gebieten, wo viele Haushalte und Gebäude zentral mit Wärme versorgt werden können. Sie eignet sich für die effiziente Nutzung von Abwärme aus Industrieprozessen oder Kraftwerken sowie für den Einsatz erneuerbarer Energiequellen wie Biomasse, Geothermie oder Solarthermie (nicht aber Solarzellen). Die zentrale Erzeugung und Verteilung der Wärme ermöglicht eine Reduzierung von CO2-Emissionen und fördert die Energieeffizienz. Fernwärme trägt somit zur Erreichung von Klimazielen und zur Schonung der Ressourcen bei.
Effizienz: Zentrale Erzeugung und Verteilung erhöhen die Effizienz.
Umweltfreundlichkeit: Verringert CO2-Emissionen durch Nutzung erneuerbarer Energien.
Zuverlässigkeit: Bietet eine konstante und sichere Energieversorgung.
Wartungsarm: Geringer Wartungsaufwand für Endverbraucher.
Platzersparnis: Kein Heizraum im Gebäude notwendig.
Kostenvorteil: Langfristig stabilere Preise im Vergleich zu fossilen Brennstoffen.
Komfort: Automatische Wärmeversorgung ohne eigene Heizungsanlage.
Langlebigkeit: Fernwärmenetze und -systeme sind langlebig und robust.
Flexibilität: Kombinierbar mit anderen Energiesystemen wie Solarthermie.
Fördermöglichkeiten: Oft durch staatliche Förderprogramme unterstützt.



Fernwärme - Was sind die Nachteile?

Die meist genannten Nachteile der Fernwärme sind:
Eingeschränkte Anbieterwahl, was zu geringerem Wettbewerb und potenziell höheren Preisen führen kann. Zitat: „Wenn Sie sich einmal für Fernwärme entschieden haben, dann sind Sie gefangen“, sagt Prof. Knut Werner Lange von der Universität Bayreuth. Das stellen jetzt auch Menschen im Kreis Regensburg fest. Ihnen wurde die Fernwärme einfach abgestellt.
Mögliche Ineffizienz aufgrund der Transportwege des heizen Wassers, was Energieverluste zur Folge haben kann.
Einschränkungen bei der individuellen Temperaturregelung und geringere Flexibilität.
Langfristige Bindung an den Anbieter und dessen Tarifstruktur.
Notwendigkeit umfangreicher Bauarbeiten, die zu Unannehmlichkeiten führen können.
Initial hohe Anschlusskosten für die Installation der notwendigen Infrastruktur.
Mögliche Wertminderung von Immobilien, wenn die Fernwärmeversorgung als nachteilig angesehen wird.
Potenzielle Umweltauswirkungen, falls die Wärme aus nicht nachhaltigen Quellen stammt.



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